Japaner Zwilling

Geschichte

Japaner Zwilling
Foto: Jan-Peter Kasper (Universität Jena)

Die Mineralogische Sammlung

wurde als öffentliche Einrichtung und Lehr- bzw. Forschungssammlung in ihrer mehr als 200-jährigen Geschichte in sehr unterschiedlicher Weise von den Kustoden und Institutsdirektoren geprägt und gefördert.

Gegründet wurde sie 1779 und dann gut 50 Jahre lang von Johann Georg Lenz, einem studierten Theologen und späteren ersten Professor für Mineralogie an der Universität Jena, betreut, erfolgreich aufgebaut und in ein weltweit agierendes Netzwerk eingebettet. Nach dem Tod von Prof. Johann Georg Lenz folgte eine sehr wechselvolle Zeit. Um die Erweiterung der Sammlung und deren  wissenschaftliche Einbimdung bemühten sich besonders die Professoren Ernst Erhard Schmid, Gottlob Eduard Linck und Hermann Wilhelm Friedrich (Fritz) Heide. Die Sammlung blieb bis 1904 im Jenaer Stadtschloß, dann erfolgte ein Umzug in einen mit Carl-Zeiss-Stiftungsmitteln erbauten Neubau in der damaligen Schillerstraße, heute Leutragraben.  Im April 1945 begann nach einem Bombentreffer eine neue Zeit. Für die Öffentlichkeit war in den nun folgenden fast 45 Jahren kein Zugang zu den geretteten Exponaten mehr möglich. Grundlegende Bedeutung besaß die Mineralogische Sammlung jedoch weiterhin für die Ausbildung von Studenten und für die geowissenschaftliche Forschung.

Nach der Schließung des Mineralogischen Institutes im Jahre 1968 lag die Verantwortung für die Sammlung  bei den Direktoren der Sektion Chemie. Mit der Wiedereinrichtung  einer Kustodenstelle im Jahre 1973 und deren Besetzung durch Dr. Horst Franke war die sachgemäße Betreuung der Sammlung wieder gesichert.

Im  September 1989 konnte nach einer 44-jährigen Unterbrechung die Mineralogische  Sammlung in der Sellierstraße wieder in begrenztem  Umfang  der Öffentlichkeit  zugänglich gemacht werden. 1992 erfolgte die Angliederung der Sammlung an das neu gegründete Institut für Geowissenschaften, speziell zum Lehrstuhl für Allgemeine und Angewandte Mineralogie, heute geleitet von Professor Juraj Majzlan. Seit 1993 wird die Sammlung von  Frau Dr. Birgit Kreher-Hartmann als Kustodin wissenschaftlich und organisatorisch betreut.  

Chronologie der ersten geowissenschaftlichen Gesellschaft der Welt

1796    Johann Georg Lenz denkt über die Gründung einer wissenschaftlichen Gemeinschaft, die sich mit der Mineralogie beschäftigt, nach.

1797    Am 8. Dezember treffen sich 19 mineralogisch Interessierte zur Gründung der „Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena“ im Wohnhaus von Lenz. Zum Direktor wird J.G. Lenz gewählt, zum Sekretär der deutschen Nation Johann Friedrich Fuchs und zum Sekretär der ungarischen Nation Samuel Bredeczky.

1798    Der erste offizielle Stiftungstag wird am 07. Januar gefeiert. Ab sofort gilt jeweils der zweite Sonntag im Januar als öffentlich zu begehender Stiftungstag. Erster Präsident  der Gesellschaft wird Graf Dominik Teleki de Szek (1773-1798) aus Ungarn (heute Rumänien).

1798    Am 16. September verstirbt Teleki de Szek in Wien.

1799    Über den Hofrat , Arzt und Mineralogen Urban Fr. B. Brückmann aus Braunschweig wird eine ausgiebige Korrespondenz mit dem russischen Diplomaten Dmitri Alexewitsch Gallitzin (1738-1803) begonnen.

1799    Gallitzin wird zum zweiten Präsidenten der Societät gewählt.

1803    J.G. Lenz wird nach dem Weggang Justus Chr. Loders aus Jena zum Direktor des Mineralogisch-Zoologischen Museums ernannt. Der Titel Bergrath wurde ihm verliehen.

1803    Am 16. März stirbt D. A. Gallitzin. Als dritter Präsident der Societät wird Johann Wolfgang von Goethe gewählt. Goethe benennt die Societät neu. Von nun an heißt sie „Die herzogliche Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena“.

Der Herzog Carl August bestätigt die Societät als offizielle wissenschaftliche Einrichtung.

1813    Die Societät zählt 1522 Mitglieder

1815    Durch Abschluss des Friedensvertrages am Ende des Wiener Kongresses (18.05.1815) wird dem Herzog Carl August zu Sachsen Weimar-Eisenach der Titel Großherzog zuerkannt, somit steigt auch die herzogliche     Societät zur „Großherzoglichen Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena“ auf.

1832    Am 29. Februar stirbt Lenz, am 23.März stirbt Goethe.

Carl Friedrich Bachmann, Professor der Philosophie an der Universität Jena (1784-1855) wird zum Direktor der Mineralogischen Societät und des Mineralogisch-Zoologischen Museums ernannt.

Zum Präsidenten wird Graf Edouard Vargas Bedemar gewählt. (Pseudonym des deutschen Schriftstellers   Carl Friedrich August Grosse aus Magdeburg, 1770-1847).

1850    Der geheime Rat Christian Wilhelm von Schweitzer (1781-1856) tritt die Präsidenten-nachfolge an.

1855    Mit dem Tod von C.F. Bachmann werden das Zoologische und das Mineralogische Kabinett getrennt.

1856    Ernst Erhard Schmid (1815-1885) wird zum ersten Ordinarius für „Naturgeschichte, unter spezieller Hinweisung auf die Mineralogie und Geognosie“ berufen. Gleichzeitig wird er Direktor der Mineralogischen Societät und des Museums

1857     Nach der Neuordnung der Sammlungen wurden auch die Societätsstatuten von Schmid überarbeitet und die Gesellschaft nannte sich nun „Großherzoglich Sächsische Gesellschaft für Mineralogie, Geognosie und Petrefactologie“.

1857    Nach dem Tod C.W. von Schweitzer´swird der russische Fürst Anatoli Nikolajewitsch von Demidoff (1812-1870) zum sechsten Präsidenten der Societät gewählt.

1870    Mit dem Tod von A.N. Demidoff bleibt das Amt des Präsidenten ein Jahr vakant.

1871    Zum siebenten und letzten Präsidenten wird der Kommerzienrat Moritz Rudolf Ferber (1805-1875) aus Gera gewählt.

1875    M.R. Ferber stirbt

Das Amt bleibt unbesetzt, da kein neuer Kandidat zu finden ist. Die Geschäfte/den Briefwechsel für die Societät führt E.E. Schmid.

1885    E.E. Schmid stirbt am 16. Februar. Die Societät stellt damit ihre aktive Tätigkeit ein und ruht bis heute..

Von den mindestens drei Gesellschaften, welche nach dem Vorbild der Jenaer Societät gegründet wurden, existiert nur die „Societät für die gesammte  Mineralogie zu St. Petersburg“ bis heute durchgehend. Im Oktober 2017 feierte die heute „Russische Mineralogische Gesellschaft“ ihren 200. Geburtstag. Deren Gründer war übrigens der Arnstädter Lorenz von Pansner (1777-1851), der sein Studium der Mineralogie in Jena während der Gründungssphase der Jenaer Societät absolvierte.