235 Jahre "Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena"

Die mineralogische Societät zu Jena

Die mineralogische Societaet Beiheft Titelblatt

Foto: Dr. Birgit Kreher-Hartmann

Die Societaet für die gesammte Mineralogie zu Jena - die erste geowissenschaftliche Gesellschaft der Welt - wurde aus dem Jahr 2015 rückblickend,vor 218 Jahren in Jena gegründet und feierte dieses unrunde Jubiläum mit einer Sonderausstellung. Als Johann Georg Lenz (1745 - 1832) zu Ostern 1780 im neugegründeten herzoglichen Carl-August-Museum an der Universität Jena seine Stelle als Betreuer antrat, war nicht abzusehen, welche Aktivitäten von dem studierten Theologen ausgehen würden. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Arbeiten wurde Lenz im Jahre 1794 zum ersten Professor für Mineralogie an der Universität Jena berufen. Darauf aufbauend und ständig den Kontakt zu mineralogisch interessierten Personen suchend, begründete Lenz im Jahre 1797 die erste geowissenschaftliche Gesellschaft der Welt. Diese Societaet für die gesammte Mineralogie zu Jena hielt regelmäßig Sitzungen ab, um den wissenschaftlichen Kenntnisstand deutlich zu erweitern. Für die Sammlung in Jena erhofften sich die Mitglieder eine deutliche Vermehrung der Bestände. Gemeinsam wählten die 19 Gründungsmitglieder den ersten Präsidenten dieser Gesellschaft, Domokos Teleki de Szék, einen 24jährigen ungarischen Adeligen, der während einer Studienreise durch Deutschland im Jahr zuvor auch in Jena weilte.

Teleki versprach nach seiner Ernennung, der Societät eine Geschenksammlung (in Jena wurde hierfür der Begriff "Suite" geprägt) von Mineralen aus Siebenbürgen und Ungarn zu schicken. Berühmt und weltweit gehandelt waren die Edelopale aus dem Gebiet der heutigen Slowakei. Der frühe Tod von Teleki im Jahre 1798 hinterließ eine schmerzliche Lücke. Über Umwege nahm Lenz Kontakt zu dem russischen Diplomaten Fürst Dimitrij Gallitzin auf. Dieser hatte seinen Altersruhesitz in Braunschweig bezogen. Zu seinem Eigentum gehörte auch eine sehr umfängliche Sammlung, die nach dem System des französischen Mineralogen René Just Hauy sortiert war. Gallitzin schenkte seine Sammlung nach Jena, unter der Auflage, dass das System erhalten bliebe. Der Transport der 37 t schweren Sammlung war so teuer, dass die dazugehörigen Sammlungsschränke in Braunschweig verbleiben mussten. Florierende Jahre folgten unter dem Direktorat von Lenz und dem Präsidenten von Goethe. Dieser war im Herbst 1803 zum dritten Präsidenten gewählt worden. Eine der ersten Amtshandlungen von Goethe war die Umbenennung der Societät in Die Herzogliche Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena. Herzog Carl August bestätigte die Societät als offizielle wissenschaftliche Einrichtung. Alle bisherigen Einzelsammlungen wurden zu einer vereinigt.

Die Mitglieder der Societät folgten den Statuten und schickten eifrig Geschenke nach Jena. Von den korrespondierenden Mitgliedern trafen mindestens einmal im Jahr Berichte sowie Proben von ihrem Aufenthaltsort ein.

Zwischen 1798 und 1832 sind etwa 2.500 Personen als Mitglieder der Societät geführt worden, über 4.500 Briefe gingen in diesem Zeitraum ein. Viele Personen wurden nach einer oder mehreren Sendungen an Mineralen, Gesteinen, Karten oder Büchern zum Mitglied ernannt, in diesen Fällen zumeist zum Ehrenmitglied. In den fortgesetzten historischen Nachrichten wurden im Jahre 1813 genau 63 Suiten mit Fundort und Spender genannt. Im Jahre 1819 waren es bereits 120 Suiten und Nachträge.

Im Frühjahr 1832 verliert die Societät kurz aufeinanderfolgend den Direktor Lenz (stirbt am 29. Februar) und den Präsidenten Goethe (stirbt am 22. März).

Nach dem Tode von Goethe rückte automatisch dessen bisheriger Stellvertreter Graf Vargas Bedemar (1770-1847) an seine Position. Bedemar füllte das Amt bis zu seinem Tode aus. Der in Magdeburg geborene Carl Friedrich August Grosse hatte sich bereits während seines Studiums 1790 das Pseudonym Malteserritter, Marquis von Grosse und Graf von Vargas zugelegt. Nach einem kurzen militärischen Dienst in Spanien lebte er von 1792 bis 1809 als Graf Vargas in Italien. Nach einer politischen Anklage wechselte er im Jahre 1809 als Graf Vargas Bedemar nach Dänemark. Er hatte sich trotz seiner Schriftstellerkarriere bereits über Jahre mit Naturwissenschaften, im Speziellen der Geologie, beschäftigt, und so wurde er durch die dänische Regierung mit Aufträgen für Berg- und Hüttenwerke betraut. Als Kammerherr des dänischen Kronprinzen und Freund des späteres Königs Christian VIII unternahm er viele Forschungsreisen u.a. nach Grönland, Island und zu den Faroer-Inseln. Von diesen Reisen schickte er viele Suiten nach Jena. Besonders die Gruppe der Zeolithe, aber auch viele Opale sind in diesen Suiten enthalten. Darüber hinaus sind auch Erze von einer Reise nach Cornwall unter seinen Geschenksammlungen zu finden. Allerdings war er nie in Jena, was den bisherigen poitiven Trend und die zahlreichen Aktivitäten der Societät erlahmen ließ.

Das Amt des Direktors übernahm 1832 Carl Friedrich Bachmann (1784-1855), der bereits als Vizedirektor seit 1830 viele dienstliche Pflichten von Lenz übernommen hatte. Für das Direktorat konnte Bachmann nur gewonnen werden, weil er keine mineralogischen und geologischen Lehrveranstaltungen halten musste. Durch diese Trennung der Lehre von der Sammlungsbetreuung und -verwaltung konnten die Sammlungen aber nicht profitieren. Zudem wirkte sich die Abwesenheit des Präsidenten negativ auf das wissenschaftliche Leben der Societät aus. Zusätzlich schwächend kam hinzu, dass die Weimarer Regierung die materielle Unterstützung nach dem Tode von Goethe deutlich einschränkte. Bachmann verschloss sich dem weiterentwickelnden Trend in der mineralogischen Wissenschaft; moderne Strukturen in der Systematik der Sammlungen ließ er nicht zu. Erst nach mehrfacher schriftlicher Aufforderung und der Abtrennung des zoologischen Kabinetts vom mineralogischen im Jahre 1850 ließ sich Bachmann dazu bewegen, die mineralogischen Sammlungen nach modernen Kriterien neu zu sortieren. Bisher war, wie zu Zeiten von Lenz, die nach dem Eingang chronologische Aufstellung umgesetzt worden. Eine wissenschaftliche Bearbeitung der Bestände war damit kaum möglich.

Nach zwei kurzen Präsidentschaften gab es im Jahre 1855 keinen Amtsträger, als Ernst Erhard Schmid (1815-1885) das Amt des Direktors antrat. Erst zwei Jahre später berief er den Geraer Kommerzienrat Moritz Rudolf Ferber (1805-1875) zum Präsidenten.

Mit Ferber hatte die Societät keinen Präsidenten mit überregionalem wissenschaftlichem Ruf bekommen, aber einen, der sich trotz gesundheitlicher Beschwerden sehr für die Belange einsetzte. Er hatte eine der größten Privatsammlungen Deutschlands zusammengetragen, darunter viele Erstbeschreibungen. Mit sog. Legationsgeschenken bereicherte er die Jenaer Sammlung. Als Ferber im August 1875 starb, ließ sich kein geeigneter Nachfolger finden, so sehr sich Schmid auch bemühte. Schmid meldete den Tod erst ein Vierteljahr später an das Weimarische Staatsministerium. Er hatte gehofft, mit der Verkündung auch gleich einen Nachfolger präsentieren zu können. Schmid unternahm noch den Versuch, über ein regelmäßig erscheinendes Organ die Attraktivität der Societät zu steigern, aber zufrieden war er trotz einiger Neueintritte mit seinen Ergebnissen nicht. So schrieb er in seinem Jahresbericht für 1877: "Über die großherzogliche Gesellschaft für Mineralogie, Geologie und Petrefaktologie habe ich leider nichts weiter zu berichten, als dass sie ihr durch die Zeitverhältnisse gebotenes latentes Leben fortführt." Mit dem Tod von Schmid 1885 sind auch alle Aktivitäten der Societät eingeschlafen.

Vom 15. Mai bis zum 2. November 2014 wurden Höhen und Tiefen dieser Gesellschaft in Kombination mit ausgewählten Geschenken der Mitglieder im Rahmen der Sonderausstellung in der Mineralogischen Sammlung, Sellierstr. 6, 07745 Jena, präsentiert. Zur Sonderausstellung ist ein Begleitheft erschienen, welches unter den Kontaktdaten der Sammlung zu erwerben ist.